SCHWÄBISCHE ZEITUNG
2. Juli 2023
Katharina von Glasenapp
Begeisternde Musizierkunst im Rittersaal
Manfred Honeck und die Bamberger Symphoniker verschmelzen
bei den Wolfegger Konzerten zur Einheit
Der weltweit gefragte Dirigent Manfred Honeck bei den Internationalen Wolfegger Konzerten.
- Die Alte Pfarr, der beeindruckende Rittersaal und die Schlosskirche St. Katharina wurden, wie seit über 30 Jahren, für ein Wochenende zum Zentrum für die Freundinnen und Freunde hochkarätiger Musizierkunst. Garant dafür war wie immer der österreichische Dirigent Manfred Honeck, der wieder die Bamberger Symphoniker eingeladen hatte, einen Klangkörper, mit dem er seit vielen Jahren eng verbunden ist. Auch mit dem Cellisten Maximilian Hornung war ein höchst inspirierter Solist zu Gast auf dem Podium des Rittersaals.
Manfred Honeck, dessen Vertrag als Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra bis zur Saison 2027/28 verlängert wurde, führt jedes Ensemble zu Höchstleistungen. Seine intensive Probenarbeit, seine Energie, die Freude an kontrastreicher Dynamik und musikantischen Dialogen zwischen den Orchestergruppen lassen keinerlei Routine auf kommen, Bekanntes wird neu beleuchtet und aufpoliert. Seine Handschrift ist klar und alle lassen sich begeistern. Auch wenn der Raum auf dem Podium recht eng ist und Akzente in der Schubert-symphonie dann doch intensiv sind – mit zärtlichen Streicherlinien und verlöschenden Bläserakkorden punkten die Bamberger Symphoniker schließlich auch! Festlich und reich an schönen Holzbläserdialogen eröffnet die Ouvertüre zu Mozarts vorletzter Oper „La Clemenza di Tito“den Abend im ausverkauften Rittersaal. Dann bereiten Honeck und das Orchester dem Cellisten Maximilian Hornung mit einer lyrisch aufblühenden Einleitung den Boden für seinen Einstieg in Haydns D-dur-konzert: ein Klassiker, den es immer wieder neu zu beleben gilt und Hornung hat daran ebenso viel Freude wie am Zusammenspiel mit den Kollegen.
Schließlich entfaltet die achte Symphonie von Franz Schubert, die „Große C-dur-symphonie“(zur Abgrenzung von der „kleinen“, der sechsten) unter den Händen von Manfred Honeck ihre f ließenden Themen, ihren Schwung und ihre bohrende Dramatik. Der bekannt dunkle Streicherklang der Bamberger verströmt sich in weiten Bögen und fein gezeichneten Figuren. Die Solo-oboistin führt den schwingenden Tanz im zweiten Satz „Andante con moto“an, Honecks Detailarbeit führt zu wunderbaren Übergängen und Hell-dunkel-abstufungen. Musizierfreude, feine Zäsuren im brodelnden Scherzo oder behagliche Ländlermelodien zeichnen den Tanzsatz aus.
Und nach den gefährlichen Schärfen des Finales schenken Manfred Honeck und die Streichergruppe des Orchesters der großen Kollegin Anne-sophiemutter ein verspätetes Geburtstagsständchen mit einer Serenade von Haydn: Ihren 50. Geburtstag hat sie vor zehn Jahren in Wolfegg gefeiert, und die schmelzende Melodie mit einem Orchester, in dem zehn Geigen wie eine klingen, hätte ihr sicher gefallen!
----------------------------------------------------------------------------
VORARLBERGER NACHRICHTEN
4. Juli 2023
Christel Voith
Honeck und Hornung verzaubern das Publikum
Internationale Wolfegger Konzerte wieder begeistert gefeiert.
Junge Talente musizieren gemeinsam mit renommierten Musikern.
Zum 33. Mal haben dieses Jahr die Internationalen Wolfegger Konzerte stattgefunden und wieder haben sie ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Ein Segen ist es für die kleine Gemeinde, dass ihr langjähriger künstlerischer Leiter Manfred Honeck ihr trotz internationaler Karriere die Treue hält, dass er mit Freuden nach Wolfegg kommt, wo er jungen Talenten eine Chance gibt und renommierte Orchester und Chöre in den ehrwürdigen Rittersaal und die barocke Pfarrkirche St. Katharina lockt.
Nach dem Kammerkonzert am Freitag mit dem jungen israelischen Pianisten Ariel Lanyi konzertierten am Samstag die Bamberger Symphoniker mit dem Cellisten Maximilian Hornung im ausverkauften Rittersaal. Schon zu Beginn reizte Honeck in der Ouvertüre zu Mozarts Oper „La clemenza di Tito“kraftvoll die Kontraste aus. Auch in Schuberts Sinfonie Nr. 8 D 944 löste er in mitreißender Dynamik ein Wechselbad der Stimmungen aus bis zum rauschhaften Finale. Dazwischen spürte er in lieblich melodiösen Passagen dem Liederschöpfer Schubert nach. Zupackend und schmeichelnd, betörend und kraftvoll gab sich Maximilian Hornung in Haydns Cellokonzert D-Dur op. 101. Auf hingebungsvollen Gesang des Cellos folgte im Rondo heitere, übermütige Koketterie und tänzerische Leichtigkeit, immer im Einklang mit dem Orchester, das Honeck sensibel ausbalancierte. Nachdem schon Hornung auf die begeisterten Bravorufe eine Zugabe folgen ließ, schenkte auch Honeck zuletzt den Zuhörern mit den Geigern ein Ständchen zum 60sten Geburtstag von Anne-Sophie Mutter.
Elsa Benoit und Yannick Debus
Eine wunderbare Ruhe im Orchester ging beim Kirchenkonzert am Sonntag dem Symphonischen Chor Bamberg voraus, der pianissimo einsetzte: „Selig sind, die da Leid tragen …“. Beide Seiten von Johannes Brahms‘ Deutschem Requiem op. 45 – das Leid und die Seligkeit, die Trauer und den Trost – hat Honeck in großer Demut vor dem Werk vereint. Stimmen und Musik flossen ineinander, drangen tief ins Bewusstsein. Eindringlich fügten sich die Solisten Elsa Benoit und Yannick Debus in das intensive Gesamterlebnis.
----------------------------------------------------------------------------
SCHWÄBISCHE ZEITUNG